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Genese der althebräischen Buchstaben in der Tetraktys

 

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Kurzkommentar zur Farbtafel: Tetraktys und althebräische Buchstaben

Wenn das Hebräische als »Ursprache« bezeichnet wird, ist offensichtlich nur gemeint, daß im Alefbet die Laute und Zahlen auf ihren historisch-genetischen Plätzen konserviert sind, nicht daß es irgendwann die Ursprache aller Menschen gewesen sei. Dagegen gab es im griechischen und lateinischen Alphabet Kürzungen und Umstellungen. Im 5. Jh. v.Chr. entstand die buddhistische Religion. Die Sprache ihrer heiligen Bücher heißt »Pali«, und über die zugehörige Pali-Schrift sagt Faulmann: "Die Zeichenordnung ist eine neuere grammatische, bei welcher die verwandten Laute zusammengestellt sind. Die frühere Ordnung ist unbekannt." Demnach gab es für die Buchstaben auch in alter Zeit andere Ordnungsprinzipien als die Zahlen.

Auf der Tafel wird oben rechts ein 3x3-Quadrat, auf der Spitze stehend, halbiert, damit man im Vergleich deutlich sieht, daß eine Tetraktys andere Winkel hat, z.B. das grüne Dreieck oben links. Denkt man sich eine Mittelsenkrechte hinein, zerfällt es wieder in die zwei pythagoräischen Dreiecke (3:4:5), aus denen es besteht. Zusammen mit dem blauen Dreieck unten entsteht insgesamt die »Stundenglasfigur«, die in der Höhlenmalerei als tanzende Frau gedeutet wird. Für diese Form weiß Fontana einen anderen Namen: "Zwei Dreiecke mit auf- bzw. abwärts­weisender Spitze (Symbol männlicher bzw. weiblicher Energie) bilden das Diablo, ein Symbol sexueller Vereinigung, sofern sie mit der Spitze gegeneinander gestellt werden." Wir haben die Hintergrundfarben Blau (w: unten) und Grün (m: oben) hinzugefügt. Das widerspricht nur scheinbar der Symbolik von weiblichem und männlichem Dreieck; denn im Prinzip könnte man die ganze Zeichnung umdrehen, wenn es nicht gerade um ein Raster für die Buchstabenformen ginge. Die ersten zehn aus dem Alefbet sollen weiblich sein (wie schon Kahir meinte) und passen nur in die untere Tetraktys. Jeweils zehn Punkte (hier goldgelb) machen das Wesen der Tetraktys aus.

Das Diablo wiederholt sich in der unteren Hälfte der Zeichnung noch etliche Male, weil wir es hier als Konstruktionsraster für die Schriftzeichen des althebräischen Alphabets verwenden. Von ihnen unterscheiden sich nur unwesentlich die etwas älteren phönikischen Zeichen (das »semitische Konsonantenalphabet«). Sechs deutlich abweichende Zeichen sind passend zugeordnet. Bei Faulmann, Haarmann und Ifrah findet man übersichtliche Listen der Zeichen (phönikisch; kanaanitisch = althebräisch; moabitisch, samaritanisch). In Faulmanns Liste der althebräischen Zeichen sind 18 der 22 Glyphen eckig wie auf unserer Tafel, nur 4 erscheinen abgerundet (Waw, Thet, Ajin, Qof). Der erste Anblick war so verblüffend, daß mir ihre Genese in oder aus der Tetraktys unmittelbar einleuchtete. Natürlich schleifen sich die Ecken beim flüssigen Schreiben ab, wie man sich leicht vorstellen kann, wenn man z.B. He, Jod oder Phe betrachtet. Und die vier genannten Zeichen haben entweder sehr viele Ecken (Thet, Ajin, Qof) oder schwer zu zeichnende (Waw), so daß sie schon bei Faulmann in rundliche Formen überführt worden sind. Wir haben diese vier jetzt eckig rekonstruiert. Wenn die Schreiber die Herkunft der Zeichen aus der Tetraktys nicht mehr wissen oder nicht beachten, werden überall benachbarte gerade Teilstriche zu Bögen verschliffen, und auch die Lage der Hauptstriche im Raum kann sich verändern.

Die zehn Diablos im unteren Teil der Tafel zeigen die genaue Lage der Zeichen bei ihrer Genese (vier phönikische Varianten sind im Raster leicht vorstellbar). Dabei ist auffällig, daß die ersten zehn Zeichen in der weiblichen Tetraktys entstehen (deshalb blau gezeichnet), die zweiten zehn in der männlichen (deshalb grün gezeichnet). Die beiden Laute Schin (21) und Taw (22), die in der doppelten Tetraktys keinen Platz mehr finden, haben wir oben rechts separat gezeichnet. Sehr überzeugend entsteht das Taw (X) aus der Gesamtfigur des Diablo (»Symbol sexueller Vereinigung«: Das gilt auch für das Taw); und das Pluszeichen (+) ist schon eine phönikische Variante. Die Entstehung des Schin (W) ist in der gezeichneten Weise denkbar, besser wäre noch ein liegendes Sigma genau auf den Randlinien der Dreiecke als Ursprung, aber die Winkel sind beim Schreiben viel schwerer zu treffen. Das Sigma ist die griechische Entsprechung zum Schin und liegt genau auf den Rändern des Diablo. Das Vulvazeichen ist eine phönikische Variante des Schin und paßt genau in ein weibliches Dreieck.

Oben links wird versucht, die 22 althebräischen Konsonanten auf Plätze im Diablo zu verteilen, und zwar zweimal zehn auf die Dreiecke (doppelte Belegung am Kreuzungspunkt in der Mitte) und zwei überzählige Buchstaben auf dem waagerechten Mittelstrich. Natürlich könnte man die Verteilung zeilenweise rechts- oder linksläufig oder bustrophedisch vornehmen, doch da sich die ersten vier Zeichen (A, B, G, D) so schön in die Ecken und die Mitte fügen, habe ich eine andere Abfolge gesucht, die rhythmisch gefällig aufgeht, nämlich erst das umschließende Dreieck mit dem Mittelpunkt, dann das verbleibende Hexagon besetzt. Die männliche Tetraktys oben ist dazu nicht ganz spiegelbildlich, aber im Rhythmus ähnlich.

Dieser phönikische Zeichensatz ist die älteste Buchstabenschrift der Welt. Nach Haarmann "ist die Annahme einer »Erfindung« durch eine Einzelperson ganz unwahrscheinlich." Mit unseren Zeichnungen zur Genese der Symbole aus der doppelten Tetraktys haben wir ein Argument gegen die allmähliche Entstehung und für die Erfindung »aus einem Wurf« gewonnen. Dieser Font ist wirklich von einem einzelnen Erfinder geschaffen worden, nicht in einem langwierigen Prozeß entstanden, zu dem viele »anonyme Initiatoren« einen Beitrag geleistet haben. Da es sich bei allen Zeichen um geometrische Formen handelt, muß wahrscheinlich auch die These revidiert werden, daß am Anfang jeder Schriftentwicklung Bilder standen. Grundsätzlich sind die Symbole der alten Schriftsysteme der Menschheit (in Alteuropa, Mesopotamien, Ägypten, im Industal, in China und Mittelamerika) aus dem Bildmaterial geschaffen worden, das sich den Benutzern der Schrift in ihrer Umgebung bot. Dazu gibt Bellinger ein schönes Beispiel: "Als im Pflugbauerntum der Mann wachsende wirtschaftliche Bedeutung erlangt, tritt er gleichberechtigt neben die pflanzende Frau. Jetzt werden die Furche mit der Vulva der Frau und der ausgesäte Samen mit dem Sperma oder auch der Pflug mit dem Phallus des Mannes gleichgesetzt." Doch auch Haarmann muß zugeben: "Dabei kann aber nicht übersehen werden, daß selbst in den ältesten Entwicklungsstufen von Schriftsymbolen abstrakte Zeichen vorkommen, die nicht aus Bildern entstanden sind." Gerade für unsere impuristischen Lösungen könnten wir Piktogramme, die den OG ähnlich sehen, besser gebrauchen als reine Linienformen (abstrakt-logographische Symbole). Bei der angepaßten Übernahme der phönikischen Zeichen im griechischen Alphabet wird von Experten ein »einmaliger Entwicklungssprung« zugestanden, das gleiche muß man wohl auch bei der Entstehung der hebräischen Quadratschrift annehmen, wenn man die Formenreihen unten auf der Tafel spaltenweise vergleicht.

Für den sauberen Ausdruck der Zeichnung folgt hier die Datei im pdf-Format:
tetraktys.pdf

Ratschläge zum Drucken von Bildern (z.B. in "Adobe Acrobat Professional"):
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